Montag, 21. Januar 2013

5/6 1977 ADAM - German Gay Magazine


„NEU wir sind wieder da!“
Nach sage und schreibe 5 Jahren Stillstand erscheint die 6. Ausgabe - Mai/Juni 1977 - mit 48 Seiten im Format DIN A5, inkl. 4 Farbfotoseiten. Der Heftpreis ist um 58% auf 6,- DM angestiegen.

Titelergänzungen:  „für freundschaft und toleranz“ und „for men the name is antinoos“


„Hallo, Freunde! Jetzt liegt Ihnen unser erstes Heft vor. Was sollen wir alles im Vorwort sagen? Soviel Platz gibt es im ganzen Heft nicht, darum machen wir es kurz ... Hier sind wir - werden wir Freunde!“

Inhaltloses Bla-Bla und miserables Deutsch - wie gehabt.

Auch sonst wie gehabt, denn das Heft 5/6-1977 ist ein Aufguß der 1972er-Ausgaben, nur etwas voluminöser und scheinbar pompöser. Verlag und Herausgeber wie gehabt. Der Mitarbeiterstab wurde gewaltig aufgemöbelt ... mit Autoren und Fotografen, die in diesen Jahren bei allen anderen marktgängigen Homomagazinen auftauchen, u.a. der unvermeidliche Johannes Werres (Gay News Germany / Boy Love News), Jack Argo (= Pseudonym von Johannes Werres), Rico di Positano (= Heinz Liehr = Lebenspartner von Johannes Werres), Joachim S. Hohmanns (der Link führt zu DON 3/1977), Manfred Rudat und Sven Swede (die beiden Letztgenannten sind schwule Fotografen) sowie weiteren Namen, die mir (heute) nichts mehr sagen.


Dass in schwulen Publikationen gerne getürkte Leserbriefe gedruckt wurden/werden - damals wie heute (weiterlesen: Posteingang bei Kevin Clarke, MÄNNER, April 2012) - ist nichts Ungewöhnliches. Dass aber ein Magazin bereits vor Neuerscheinung mit Leserbriefen schier überschüttet wird, das grenzt schon an "Leserverarsche".

Rechts unten: 
„Anmerkung der Redaktion: Wir würden uns freuen, wenn viele Leser, die vom ‘Nötigen’ ausreichend haben, uns unterstützen würden. Wir sind in der Tat nicht auf Rosen gebettet und für jede Spende dankbar ...“


"US-Geheimdienst sucht in S/M-Kreisen weltweiten Folternachwuchs."
Mitnichten ein Beitrag der eigenen zahlreichen unter-uns-Mitarbeiter, sondern aus dem schweizerischen HEY ** übernommen.

** Organ der Schweizer Homophilen, die SOH-Mitgliederzeitschrift hiess 1968–1971 Club 68, von 1972 bis 1983 hey und 1984–1995 SOH-Info. Der Link führt zu der HEY-Geschichte von Ernst Ostertag.


Kurz notiert
... dürften aus der Presse zusammengesuchte Info-Schnipsel sein, die Johannes Werres für seine ‘Homo-Nachrichtendienste’ Gay News Germany / Boy Love News sammelte. In anderen schwulen Magazinen wurden solche Werres-Texte am Ende u.a. mit gn / GN gekennzeichnet.

Der anglikanische Bischof Treacy hält homosexuelle Pfarrer für die besseren Seelsorger

2800 weibliche NBC-Angestellte haben gerichtlich eine gleichberechtigte (Nach)Bezahlung durchgesetzt

Christian Anders liess sich seinen mit Bar, Fernsehen und kugelsicheren Scheiben ausgestatteten Rolls Royce Phantom VI vergolden

Der Millionenbetrüger und Bayreuther Justizoberinspektor Siegfried Krämer wurde in Würzburg erneut festgenommen, jetzt wegen Unzucht mit 5 Buben im Alter von 12 und 15 Jahren

Brasilien, Chile, Bolivien und Peru haben den Verkauf empfängnisverhütender Mittel (Kondome) verboten

Rundfunkrat feuert Hendrik Bussiek, Macher der Jugendsendung ‘Point’ von Süddeutscher Rundfunk, wegen Aufführung einer kurzen schwulen Szene des Theaters ‘Brühwarm’ und eines Interviews mit Rudi Dutschke

Einen kleinen Gedichtsband von Roger de Saint können Sie jetzt noch beim Rico-Versand bestellen (Rico-Versand = Rico de Positano = Heinz Liehr = Lebenspartner von Johannes Werres)


Die Damen Herren lassen bitten *
5-seitiger Fotobericht über den „Fummelball im Deutschen Theater, München“ (der 5 Monate zuvor stattgefunden hatte!). Auch dies ist kein redaktionseigener Beitrag, sondern übernommen aus dem schweizer Magazin gay-kontakt

Lokal“größen“ wie Cosy und Frieda (= Fred von Wiesenegg = Fred's Pub) werden vorgestellt, beide am Tisch mit Jürgen Drews und dessen Freundin.

* Tournee des Berliner Cabaret „Chez Nous“ (28. Januar 1976, siehe DON 4/1976)


unter-uns-Mitarbeiter Joachim S. Hohmann (der Link führt zu DON 3/1977) wird über 2 Seiten ausgebreitet, nicht etwa mit einem redaktionellen Beitrag, sondern (linke Seite) einem „Grußwort“-Bla-Bla * an die Leser, dessen Schluß die Mitteilung krönt, „ ... Hohmann übernimmt die deutsche Redaktion von Mann/REVOLT. Herzlichen Glückwunsch! Red.“

* „ ... Ich habe einmal - in meinem Buch über den homosexuellen Witz - diese Zeitschrift so charakterisiert: ‘unter uns’ versucht den Mittelweg zu gehen zwischen bloßer Unterhaltungslektüre und ‘Meinungsmagazin’ ... „

War Hohmann ein Witzbold? Die ersten fünf Hefte dieser "Zeitschrift" (bitte zurückblättern in diesem Blog) waren - von Kontaktanzeigen, sinnentleerten ‘Nachrichten’ und Vorwortgejammer einmal abgesehen - nahezu textlos.


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